Drahtseilakt – Content und die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers.

Drahtseilakt – Content und die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers.

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An der Länge eines optimalen Beitrags für eine Online-Präsenz scheiden sich die Geister:
von 500 – 2000 Worten sind alle Varianten vertreten. Die Vertreter der 500 Wort-Variante verweisen auf die, durch unsere schnelllebige Zeit bedingte, kurze Aufmerksamkeitsspanne der Leser, während die Verfechter der 2000 Wort-Variante sich auf die Rückbesinnung der Leser zur qualitativen Schreibe beziehen. Wer hat nun Recht? Nun, ich sage: Beide und Keiner. Denn ob und wie viel Text ein Leser liest, hängt von verschiedenen Faktoren ab, von denen die Wortzahl die nahezu unbedeutendste ist. Nur auf die Länge des Textes zu schauen, ähnelt dem Beobachten der Fische auf einem zugefrorenen See: Man sieht die Objekte der Begierde zwar davon schwimmen, hat aber weder das Werkzeug noch den Köder um sie aufzuhalten. Zeit also, mit dem Mythen aufzuräumen und mal genauer hinzuschauen, was wirklich die Aufmerksamkeit der Leser lenkt!

 

Nicht banal: Blog, Website oder Facebook.

Auf unterschiedlichen Plattformen wollen die Leser unterschiedliche Dinge: Verkaufsplattformen und Onlineshops dienen der fachlichen Information der Leser über das zu erwerbende Produkt. Die Texte sollten von daher auch stichpunktartig und informativ gehalten sein. Ein Zwischending sind Social-Media-Kanäle, hier kommen die Leser zur Unterhaltung, Kontakterhaltung und Berieselung her. Alle Artikel über 300 Worte haben hier nur eine geringe Chance, gänzlich durchgelesen zu werden. Mit kurzen, flüssigen, persönlichen Texten mit Call-to-Action hat man hier am meisten Erfolg. Blogs und Magazine wiederum können durchaus umfangreicheren Content platzieren, denn hier kommen die Leser bewusst her um sich umfangreich zu informieren, oder eine gute Geschichte zu lesen. Oder beides, wie der aktuelle Trend zum Storytelling zeigt.

Essentiell: Fehlerfreiheit.

Ihr Produkt kann noch so großartig sein, strotzt Ihr Text von Satzbau-, oder Rechtschreibfehlern, ist der Leser weg, vermutlich für immer.

Wichtig: Es dem Leser leicht machen.

Egal wie lang Ihr Text nun ist, machen Sie dem Leser die Lektüre so angenehm wie möglich. Dazu gehören eine angemessene Schriftart und Größe, ein flüssiger Schreibstil, Zwischenüberschriften und ein logischer Aufbau. Bilder sind als visuelle Abwechslung auch gerne gesehen, jedoch sollten pro 500 Worte nicht mehr als zwei Bilder platziert werden, ansonsten wirkt der Text schnell dahin geklatscht, aufgeblasen und unseriös.

Lebendige Texte: Spannung aufbauen, Identifizierungsmöglichkeit geben und Neugierde wecken.

Guter Content fesselt den Leser und hält ihn auf Ihrer Seite. Schreiben Sie spannend und erzeugen Sie am besten gleich zu Beginn, im ersten Satz, eine kognitive Dissonanz die den Leser neugierig auf die Auflösung macht. Sehr gut funktionieren auch „Geschichten aus dem Leben“, da der Leser sich mit diesen identifizieren kann. Und: Verraten Sie nicht alles schon zu Beginn, wenn Sie möchten, dass ein Leser einen Text liest. Oder würden Sie einen Krimi lesen wollen, wo der Fall gleich zu Beginn aufgelöst wird? Gehen Sie entweder vom „Großen ins Kleine“ oder vom „Kleinen ins Große“, das erzeugt Spannung und ein gutes Lesetempo. Wenn Sie also Beispielsweise über Kaffeeanbau schreiben, beginnen Sie entweder bei den verschiedenen Anbaugebieten auf der Welt und gehen dann bis hin zu ihrem Produkt, dem fertigen Kaffee, oder Sie beginnen bei der Bohne und gehen dann ins „Große“, bis zum fertigen Produkt.

Den Leser einbeziehen: Call-to-Action.

Viel zu oft unterschätzt wird der Call-to-Action, das aktive Auffordern des Lesers im Text. Dabei ist das eine geniale Methode, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu binden und zu halten und eine persönliche Bindung aufzubauen. Diese Aufforderungen können stilistisch versteckt (‘…nicht wahr?“, „…finden Sie nicht auch?“) oder offen am Anfang oder Ende des Textes formuliert sein.
Am Anfang dienen sie als Spannungselement, ein Beispiel wäre: „Hätten Sie gedacht, dass…?“ oder: „Was denken Sie über…?“.
Am Ende des Textes fordern sie zum schriftlichen Kommentieren auf und werden besonders in Blogs, aber auch bei Kampagnen benutzt: ‘Wie hat dir der Text gefallen, poste es in den Kommentaren?“, „Wie ist deine Meinung dazu? Teile sie und gerne per E-Mail mit!“.

Fazit: Ob und wie viel Text ein Leser liest, hängt im Wesentlichen von der Art der Plattform auf der selbiger platziert werden soll (Blog, Verkaufsseite, Social-Media) und von der Qualität des Contents (Fehlerfreiheit, leserfreundlicher Aufbau, Stil, Spannungselemente, Call-to-Action) ab, und weniger von der Wortzahl.