Kann es zu viel Kreativität im Marketing geben?

Kann es zu viel Kreativität im Marketing geben?

5299

Oftmals sprudeln Ideen nur so über. Die Kreativität kennt keine Grenzen. Da stellt sich die Frage, wie man diese ganze Kreativität in die richtigen Bahnen lenkt. Denn bloß weil man zu einer Sache viele Ideen hat, heißt das noch lange nicht, dass man damit auch richtig liegt.

Unterscheiden wir zuerst zwischen:

  • Kreativität für eigene Unternehmen, Projekte, Unterfangen
  • Kreativität für Andere (Kunden, Freunde, Familie)

Die 3Ps: Parameter – Protokoll – Praktikant

Sie sitzen in Ihrem Unternehmen an einen neuem Konzept und die Ideen fließen nur so. Trotzdem: steigen Sie zunächst einmal aus und überlegen Sie, welche Parameter gelten sollen. Der ganze Ideenfluss kann sonst leicht zu Chaos führen. Denn man verliert schnell den Überblick, wer was wann gesagt hat, und wer vielleicht Bedenken anmeldete.

Schreiben Sie (oder sonst jemand – z.B. ein Praktikant (meine “lieben” mich immer dafür)) ein Protokoll. Das hilft im Nachhinein; einfach um besser die Dinge zu ordnen, zu gliedern – und manches dann doch wegzustreichen.

Zielgruppe und Werte

Nach dem Protokoll und dem Gedanken ordnen kommt die weitere Überlegung: Wer wird durch diese Ideen angesprochen? Und passen die Ideen auch wirklich zur Zielgruppe? Laut vs. Leise: mag es die Zielgruppe lieber dezent und leise oder muss es knallen, mit Farben überall und besonders laut?

Passen meine Ideen zu meinem Unternehmen; zur Unternehmenskultur und zu den Werten des Unternehmens? Hier geht es nicht so sehr um Regeln, sondern eher um Gefühle wie Empathie, Achtsamkeit, amikales Verhalten, Bewirken/Macht, Entspanntheit etc. Passt die Idee auch dazu, und wie wirkt das nach außen?

Überblick behalten

Neben der der passenden Zielgruppe und der Deckungsgleichheit mit der Unternehmensphilosophie ist auch das Zahlenwerk zu beachten:

Egal wie toll die Idee ist, geht sich das rechnerisch aus? Zur Kostendeckung sollten Sie nicht nur die prognostizierten Einnahmen bedenken, sondern auch wie viele Arbeitsstunden Ihrerseits für die Umsetzung Ihrer Idee aufgehen. Und was ist mit den Opportunitätskosten (Alternativkosten)?

Ein (dezent übertriebenes) Beispiel

Ein Beispiel für zu viel des Guten wäre die Firmeneventplanung. Es soll ein Jubiläum gefeiert werden – da werden neue tolle Ideen “gebrainstormed” und präsentiert; z.B.: ein Feuerwerk muss her.

OK, schauen wir uns das etwas genauer an. Feuerwerke bedürfen einer Genehmigung. Der Amtsschimmel ist bekanntlich langsam und sie verbringen mehr Zeit auf dem Amt als in Ihrem Office. Feuerwerke in der Stadt sind meist schwierig. Dementsprechend müssten Sie einen Locationwechsel nach etwas weiter außerhalb machen.  Eine Location auf einem kleinen Berg, allerdings nur mit Auto erreichbar. Gut, da könnten Sie Ihr Feuerwerk machen (falls genehmigt). Limousinen oder Busse könnten Sie anmieten, aber dann kommen die Kosten. Und die Anreise – ist das wirklich ökologisch zu vertreten? Vom Feuerwerk das ganze Schwarzpulver in der Luft? Da ist Feinstaubalarm angesagt. Vielleicht  ist Ihre Zielgruppe sehr gesundheits- und umweltbewusst. Dann passiert das, was keiner will: Stellen Sie sich vor Sie wollen feiern und keiner kommt…so viel zu der kreativen Idee am Anfang.

Ja, das ist ein extremes Beispiel. Aber so übertrieben dargestellt hilft es manchmal, sich der Auswirkungen kreativer Ideen bewusst zu werden.

“Ich meine es doch nur gut mit dir…”

Dasselbe gilt, wenn Sie für andere kreativ werden. Sei es beispielsweise bei Ihren Kunden, da denkt man sich natürlich in deren Kunden hinein. Und auch wenn Sie viele Ideen haben, wie man diese Kunden ansprechen kann; passt das mit dem Unternehmen Ihres Kunden überhaupt zusammen? Manche Hüte, die man einem aufsetzt, passen halt nicht.

Auch in privaten Angelegenheiten ist das mitunter eine Gratwanderung.  Oft fällt es Bekannten und Freunden schwer, nein zu sagen. Dann haben die von Ihnen viele Ideen präsentiert oder sogar umgesetzt bekommen und irgendwie merken Sie, es passt einfach nicht.

Deshalb überlegen Sie immer gut, ob das wirklich das Richtige für denjenigen wäre, und fragen Sie nach. Wenn Sie merken, da ist was nicht rund – trauen Sie Ihrem Gefühl. Es wird Sie weiter bringen.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht mit zu viel des Guten? Bin schon gespannt auf Ihre Berichte!

 

Über die Autorin:

Natalie Kutschera, BA pth, MBA

Fotografin: Barbara Sas

Natalie Kutschera ist die Marketing Leiterin bei Heller Consult Tax and Business Solutions GmbH in Wien. Mit kreativen Ideen und Entschlossenheit versorgt sie sowohl die Steuer- und Unternehmensberatung Heller Consult als auch die internationale Treuhandgesellschaft InterGest Worldwide. Man könnte sie als Bildungs-Junkie bezeichnen: sie ist Bachelor der Psychotherapie, absolvierte die Ausbildung European Business License am WIFI Wien und das College for Marketing and Sales. Im Frühjahr 2015 schloss sie ihren International MBA für Management und Kommunikation auf der FH Wien mit gutem Erfolg ab. Auf der Münchner Marketing Akademie absolvierte Sie das Seminar Public Relations 3.0 und plant noch dort noch weitere Seminarbesuche.