Haben Sie schon einmal daran gedacht zu expandieren? Ja? Also ins Ausland zu gehen?
Warum eigentlich? Nicht, dass an der Idee etwas Schlechtes wäre. Sie ist sogar sehr gut. Mit der internationalen Treuhandgesellschaft InterGest Worldwide motivieren wir Unternehmer und Unternehmerinnen ihren geschäftlichen Horizont zu erweitern und sich mit der Idee zu beschäftigen, welche anderen Zielmärkte es noch geben könnte. Jungunternehmen und Start-Ups kennen das: Auslandsmärkte locken mit unbegrenzten Möglichkeiten. Doch wo fängt man an, und vor allem: wie verbrennt man sich NICHT die Finger oder das gesamte Kapital? Passende Gesellschaftsform, idealer Standort, effizientes Vertriebssystem – das sind die drei wichtigsten Aufgaben, bei denen Unternehmen im Ausland klaren Kurs halten müssen.
Was heißt eigentlich Internationalisierung?
Wikipedia beschreibt Internationalisierung als die Ausweitung der unternehmerischen Tätigkeiten auf andere Staaten. Schön und gut. Dank dem World Wide Web erscheinen unendliche Möglichkeiten tatsächlich weltweit tätig zu sein und das vom eigenen Büro oder im Lieblingscafé oder von der Couch zuhause aus. Aber Vorsicht. Was sich so einfach anhört, kann kompliziert werden. Eine gute Strategie sollte entwickelt, Zielgruppen müssen analysiert und Ziele genau definiert werden. Learning by doing mag so eine Sache sein. Am besten man orientiert sich an den Fehlern anderer. Natürlich nicht aus Schadenfreude, sondern um daraus zu lernen.
So gelingt es garantiert….NICHT
5 Fehler, die Sie vermeiden sollten
Fehler 1: Halbfertig am Heimatmarkt
Wer braucht schon ein gut durchdachtes, fertiges Produkt? „Beta Version kann man doch verkaufen!“
Sie denken Ihr Produkt, Ihre Leistung ist für den Weltmarkt geschaffen. Gut. Ist Ihr Produkt fertig? Hat es alle Produktzyklen schon einmal durchlaufen? Bei der wievielten Version sind Sie? Haben Sie schon alle Fehler adaptiert und das Feedback Ihrer Kunden ernstgenommen und eingearbeitet? Wenn Sie diese Fragen mit Nein beantworten, dann bitte zurück an den Start. Voreilige Sprünge bringen keinem was.
Fehler 2: Standort Timbuktu – „…weil das jetzt halt alle so machen!“
#FounderTalk per Snapchat hat Heiko von der Full-Service Start-Up Web 3.0 Agency über den hippen Markt in Mali für Co-Working Spaces gepitcht.
Warum? Das Machen halt alle so. Ja und? Schauen Sie sich Ihre Zielgruppe genau an. (Jetzt stellen wir uns alle wieder Axel Roggmann vor, den Referenten des Public Relations 3.0 Seminars, und hören, wie er in die Runde fragt: An WEN will ich denn kommunizieren?) Ist Ihre Zielgruppe wirklich dort wo alle gerade sind oder hin wollen? Wenn Sie diese Frage mit Nein beantworten, dann bitte wieder zurück an den Start. Nur weil viele sagen der Markt ist gerade trendy, muss das noch lange nicht auch für Ihr Unternehmen passen. Umgekehrt denken Sie auch daran, wenn alle sagen der Markt passt sicher nicht für Ihr Produkt, Ihre Leistung, muss das nicht zwangsläufig so sein. Ich erinnere hier an Finnland und Speiseeis. Alle haben gesagt, das wird nie was. Dort ist es nur kalt, da isst keiner Eis. Tjaaaaa Finnen sind die Europameister im Eisverspeisen. 😉
Fehler 3: Budget, aber bitte nur Pi (π)-mal-Daumen
Zahlen sind nicht jedermanns Sache. So mancher Unternehmer weiß noch immer nicht, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. Der Deckungsbeitrag wird stiefmütterlicher behandelt. Andere Begriffe für diesen sind Marge, Handelsspanne oder Rohertrag. Der Begriff Deckungsbeitrag drückt es aber am besten aus. Nach Abzug der variabel Kosten von den erzielten Nettoerlösen – sollte jener Betrag übrig bleiben, um die Fixkosten zu „decken“ und noch einen Gewinn zu erzielen. Der Deckungsbeitrag drückt die Rentabilität des Unternehmens aus. So kann ein Unternehmer berechnen, welcher Ertrag durch den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen nach Abzug aller Kosten erzielt wurde. Deshalb schauen Sie auf Ihre Zahlen. Wer über den Atlantik fliegen will, der sollte vorher seinen Flieger volltanken und sich das auch leisten können.
Fehler 4: Sprache + Mentalität = vernachlässigbarer Faktor
Oftmals denkt man sich: Englisch ist die Weltsprache und jeder im Business spricht sie. Mag schon sein, dass jeder Englisch kann. Wenn Sie nach China gehen, wollen Sie wirklich einem Chinesen es an tun, dass er sich mit Ihnen in einer Sprache unterhalten muss, deren Tonalität, Grammatik und alles überhaupt so gänzlich anders ist als seine eigene Sprache? Vor allem bei anderen Sprachstämmen ist es schwierig wirklich jenes auf Englisch auszudrücken, was man wirklich sagen will. Oftmals hilft es mehr mit einem Expat über den Markt zu kommunizieren oder sogar einen Dolmetscher zu engagieren.
Na dann bleiben wir doch im deutschsprachigen Raum und gehen nach Österreich. Die Österreicher sind doch nur die kleinen Deutschen. Ha wie viele Unternehmer haben das schon gedacht und sind grandios am österreichischen Markt gescheitert. Beachten Sie: Wir sind Nachbarn, aber haben unsere eigene Mentalität und eigene Sprache. In Österreich heißt es nämlich nicht Tüte sondern Sackerl!
Fehler 5: EU-Grenzen sind grenzenlos
Sobald Sie im Ausland tätig werden kommt es natürlich zu grenzüberschreitenden Geschäften = Rechtsgeschäfte, die eine Steuerschuld begründen.
Ein Staat darf Unternehmensgewinne nur dann besteuern, wenn es diesem Staat eine Betriebsstätte gibt. Der Betriebsstätten Staat darf dann auch nur den Betriebsstätten Gewinn besteuern. Laut dem OECD-Musterabkommen ist eine Betriebsstätte eine feste örtliche Geschäftseinrichtung, durch die die Tätigkeit eines Unternehmens ganz oder teilweise ausgeübt wird; z.B.: Ort der Leitung, Zweigniederlassung, Geschäftsstelle.
Ob eine Betriebsstätte laut OECD-Musterabkommen begründet wird, ist abhängig von den folgenden vier Punkten:
- Besteht eine Verfügungsmacht über feste Geschäftseinrichtungen?
- Wird eine Geschäftstätigkeit ausgeübt?
- Werden Vertragsabschlüsse „im Namen des Unternehmens“ getätigt?
- Werden wiederkehrende Leistungen erbracht?
Die Betriebsstätte als Ihr neuer bester Freund.
Fazit
Nicht verzweifeln! Es gibt Experten, die gerne mit Ihnen über mögliche Fallen reden und über Fehler berichten.
Denn wie heißt es so schön: aus Fehlern lernt man. Auch wenn es die, der anderen sind.
Über die Autorin:
Natalie Kutschera, BA pth, MBA
Natalie Kutschera ist die Marketing Leiterin bei Heller Consult Tax and Business Solutions GmbH in Wien. Mit kreativen Ideen und Entschlossenheit versorgt sie sowohl die Steuer- und Unternehmensberatung Heller Consult als auch die internationale Treuhandgesellschaft InterGest Worldwide. Man könnte sie als Bildungs-Junkie bezeichnen: sie ist Bachelor der Psychotherapie, absolvierte die Ausbildung European Business License am WIFI Wien und das College for Marketing and Sales. Im Frühjahr 2015 schloss sie ihren International MBA für Management und Kommunikation auf der FH Wien mit gutem Erfolg ab. Auf der Münchner Marketing Akademie absolvierte Sie das Seminar Public Relations 3.0 und plant noch dort noch weitere Seminarbesuche.